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In Funk und Fernsehen konnte die Weltbevölkerung
Anfang Mai miterleben,
mit welcher Wucht der Zyklon "Nargis" über
Myanmar hinwegfegte.
Die Wucht der Zerstörung und das Ausmaß der Zerstörung waren
unvorstellbar.
Nach offiziellen Angaben wurden durch den Zyklon "Nargis"
ca. 86.000 Menschen getötet und 1,5 Mio
Menschen betroffen.
Am 08. Mai 2008 beauftragte der Bundesminister des
Innern, auf Ersuchen
des Auswärtigen Amtes, die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW)
zum Hilfseinsatz in Myanmar.
Am 12. Mai 2008 flog mit diesem Auftrag ein 12köpfiges Team der
Schnell Einsatz Einheit Wasser Ausland (SEEWA) mit Linienmaschinen
über Bangkok nach Yangon in Myanmar.
In einer Frachtmaschine wurden sechs Trinkwasseraufbereitungsanlagen
(TWAA) des THW nachgeführt. Vier dieser Anlagen haben eine
Stundenkapazität von 6.000 l/h; die beiden kleineren Anlagen eine
Leistung von 500 l/h.
In den ersten vier Wochen wurden fünf der TWAA in Bogale und
Labutta / Myanmar installiert. Lokale Kräfte wurden hier in die
Funktionsweisen der Trinkwasseraufbereitungsanlagen eingewiesen
und unterrichtet. Die Bedienung übernahmen nach dieser Einweisung
lokale Kräfte. Das Einsatzteam des THW überwachte im Laufe des
Einsatzes die Produktion der Trinkwasserversorgung.
Am 07. Juni 2008 wurde das Team durch sieben Spezialisten der SEEWA
ausgetauscht. In der Funktion Chief of Operation (CoO)
[Technischer Leiter]
begleitete Thomas Wiedemann, THW Ortsverband Balingen, Fachgruppe
Führung & Kommunikation Balingen das Einsatzteam.
Unmittelbar nach dem Eintreffen in Myanmar wurden die sieben
Spezialisten aufgeteilt. Vier Einsatzkräfte machten sich umgehend
auf dem Landwege nach Bogale auf, um dort die Trinkwasserversorgung
zu verbessern. Nach einer sechsstündigen Fahrt mit einem Kleinbus
kamen die vier unbeschadet in Bogale an. Mit im Gepäck hatten die
vier ein THW Labor. Der THW Laborant überwachte in den Folgetagen
die Trinkwasserversorgung unter labortechnischen Bedingungen.
Ein dreiköpfiges Team unter der Leitung von Thomas Wiedemann führte
am Stadtrand von Yangon in einem Ausbildungszentrum Schulungen an
unterschiedlichen Trinkwasseraufbereitungsanlagen durch. So wurde
der betroffenen Bevölkerung ein System zur Trinkwasseraufbereitung
gestiftet, welches den drei Spezialisten so nicht bekannt war.
Binnen weniger Stunden wurde die Verfahrensweise der Anlage
analysiert und die Einweisung lokaler Kräfte konnte beginnen.
Bereits während der Ausbildung wurde schnell klar, dass die TWAA
nicht nach den technischen Beschreibungen der Herstellerfirma
eingesetzt werden konnten, da die Qualität des Rohwassers viel
zu schlecht war. In aufwändigen Tests wurde ein Verfahren zur
Vorbehandlung des Rohwassers identifiziert, welches im
subtropischen Einsatzgebiet von Myanmar erfolgreich angewandt
werden konnte.
Nach einer Woche Schulung mehrerer lokaler Kräfte wurden
insgesamt acht Trinkwasseraufbereitungsanlagen mit einer
Leistung von 4.000 l/h und 15.000 l/h versandfertig
zusammengepackt. Diverse Ausstattung, wie Schläuche oder
Trinkwasserblasen wurden inspiziert und auf die acht TWAA
aufgeteilt. Keine leichte Aufgabe, da das körperliche
Arbeiten bei Temperaturen über 30° C und einer Luftfeuchtigkeit
zwischen 60 - 100% doch recht anstrengend war.
Ab der dritten Woche lagen von Seiten der Regierung Genehmigungen
zu Erkundungsflügen im Irrawaddy-Delta vor. Zwischenzeitlich wurde
ein Vertrag zwischen UNICEF (Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen)
und der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) geschlossen, in
welchem das Teaching und die Installation der TWAA sichergestellt
worden ist, ausgearbeitet und beschlossen.
Eine Erkundung in den teilweise total zerstörten Einsatzgebieten
im Irrawaddy-Delta konnte nur mit Hubschraubern durchgeführt werden.
So standen insgesamt neun Hubschrauber der Typen Puma und Mi 8-T
zur Verfügung. In nur zwei Tagen wurden mehrere Standorte für TWAA
lokalisiert und identifiziert. Schnelltest an den Rohwasserquellen
wurden durchgeführt, um hier eine Aussage treffen zu können, ob das
vorgefundene Wasser zur Aufbereitung geeignet ist. Die Regionen im
Delta wurden durch den Zyklon teilweise bis zu 4 m unter Wasser
gesetzt. Hierdurch wurden alle Trinkwasservorräte mit Salzwasser
überflutet. Die Trinkwasserponds, große quadratische Erdaushebungen
in welchen Regenwasser gesammelt wurde, mussten daher ausgepumpt
werden, da das Wasser darin ungenießbar geworden ist. Auch sonstige
Sammelgefäße (Tontöpfe) der Bevölkerung wurden durch den Zyklon
vollständig zerstört. Eine Wiederbeschaffung vor Ort war nicht
so ganz einfach möglich, da der örtliche Markt über keinerlei
Ressourcen verfügte. Der Bevölkerung zu Gute kam der einsetzende
Monsun. Dieser brachte zwar Regenwasser, jedoch auch weitere
Schwierigkeiten, da der Untergrund durch die heftigen Niederschläge
total aufgeweicht wurde. So wurde die Installation der TWAA in
den Einsatzgebieten recht schnell zur Schlammschlacht.
Nachdem die Erkundung in den ersten Schritten abgeschlossen
worden war, wurden die zusammengestellten TWAA in Yangon per
Lastkraftwagen zentral nach Bogale transportiert. Vor dort
aus erfolgte die Verteilung per Hubschrauber in die
Einsatzgebiete.
Die Installation der TWAA wurde im Anschluss durch die sieben
Einsatzkräfte des THW vor Ort übernommen. Hinderlich hier war
jedoch, dass die Hubschrauber aus Süd Afrika (Puma) im Laufe
der Woche zurück in ihr Heimatland überführt worden sind. Die
verbliebenen sieben Hubschrauber des Typ Mi 8-T aus Lettland
und der Ukraine wurden zum Wochenende ebenfalls reduziert. So
standen letztendlich für den Transport und die Einrichtung der
TWAA nur noch fünf Hubschrauber zur Verfügung.
Die TWAA wurden entweder als Aussenlast (im Netz oder angehängt)
unter den Hubschraubern oder aber als Innenlast im Hubschrauber
transportiert.
Die Installation der TWAA selbst im Einsatzgebiet verlief ohne
Schwierigkeiten. Die lokalen Kräfte vor Ort waren sehr daran
interessiert, dass die TWAA so schnell als möglich sauberes
Trinkwasser produzieren konnten. So war die Beschaffung von
Chemikalien vor Ort weniger ein Problem als die Beschaffung
von großen Plastikplanen zum Bau von Rohwasserbehältern,
welche für die Produktion von Trinkwasser unerlässlich war.
Die Installations- und Trainingteams des THW waren somit ausreichend
ausgelastet. Hinzu kamen die Entfernungen und Flugzeiten von täglich
ca. 1,5 Stunden zu den einzelnen Standorten der TWAA. Bedingt durch
Anforderungen weiterer lokaler NGO wurden die
Hubschrauberflüge immer
mehr eingeschränkt. Auch die Regierung meldete immer mehr VIP Flüge
an, so dass die Versorgung der Kräfte vor Ort immer
schlechter wurde.
Die letzt endliche Einrichtung und Installation, wie auch das
Training wurde vor Ort durch eingewiesene Kräfte von UNICEF und
der schwedischen Hilfsorganisation SASR übernommen. Ein Mitglied
der SASR, Partner des THW, begleitete in der letzten Woche die
THW Einsatzteams bei der Installation und dem Training.
Nach einem vierwöchigen Einsatz kehrte Thomas Wiedemann am
05. Juli 2008 wieder in Deutschland ein. Ein erfolgreicher
THW Auslandseinsatz geht zu Ende. Mit dem 05. Juli 2008 ging
auch das gesamte Team zurück nach Deutschland. Die weitere
Schulung und Überwachung vor Ort in Myanmar wird durch UNICEF
übernommen. Für Hilfestellungen steht das Einsatzteam jedoch
weiterhin zur Verfügung.
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